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Muhammed Al

Dass das Dokument die Europäische Union als „antidemokratisch“, „rückläufig“ und „strategisch unzureichend“ beschreibt, hat das Vertrauen zwischen Washington und Europa spürbar erschüttert.

Im Mittelpunkt der Debatte in Deutschland steht der außenpolitische CDU-Experte Norbert Röttgen. Nach seiner Einschätzung zeigt die US-Regierung „erstmals“ offen, dass sie nicht mehr auf der Seite Europas steht. Dies sei nicht nur ein diplomatischer Seitenhieb, sondern ein deutliches Signal dafür, dass sich die USA in Fragen von Sicherheit, Krieg und Frieden nicht mehr selbstverständlich mit Europa im Gleichklang bewegten. Röttgen spricht von einer „bitteren, aber unausweichlichen Erkenntnis“.

Der scharfe Ton des Strategiepapiers löste in Berlin Alarm aus. Die Vorwürfe Washingtons, in Europa würden die Meinungsfreiheit eingeschränkt und demokratische Prozesse geschwächt, gelten in Deutschland als „beispiellose Attacke“. Der Europa-Experte Gerald Knaus bezeichnet die aktuelle Lage sogar als „die schwerste Krise der europäischen Demokratien seit 1948“. Das Zusammenspiel aus erstarkendem Rechtspopulismus, russischer Einflussnahme und einer zunehmend distanzierten US-Politik mache Europa auf gleich drei Ebenen verwundbar.

Auch innerhalb der deutschen Parteienlandschaft gehen die Reaktionen auseinander. Die Linkspartei fordert die Bundesregierung auf, gegenüber der Trump-Regierung „deutlich klarer und entschiedener“ aufzutreten und endlich zu erkennen, dass Trump „kein verlässlicher Partner“ sei. Regierungskreise hingegen geben sich vorsichtig: Man fürchtet, ein zu scharfer Ton könnte den direkten Kommunikationskanal zwischen Kanzler Merz und Washington abreißen lassen. Berlin setzt daher auf eine kritische, aber gemäßigte Diplomatie.

Hinter dieser Vorsicht steht die seit Jahren bestehende europäische Sicherheitsabhängigkeit. Der Krieg in der Ukraine hat erneut gezeigt, wie sehr Europa weiterhin auf die militärischen, geheimdienstlichen und strategischen Kapazitäten der USA angewiesen ist. Die zurückhaltende Reaktion Deutschlands ist somit nicht nur politisch motiviert, sondern Ausdruck einer strukturellen Notwendigkeit.

Gleichzeitig tritt eine neue Realität zutage: Je stärker die transatlantischen Beziehungen ins Wanken geraten, desto dringlicher wird für Europa die Suche nach neuen strategischen Ankern und regionalen Partnern. In diesem Kontext gewinnt die Türkei zunehmend an Bedeutung. Mit ihrer geopolitischen Lage, ihrer Rolle in der NATO und ihrem Einfluss in regionalen Konflikten entwickelt sie sich für Europa zu einem immer wichtigeren Akteur. Während sich die Machtverhältnisse zwischen den USA und Europa verschieben, steigt das geopolitische Gewicht der Türkei — und wird für Europa zunehmend unverzichtbar.

In einer Zeit, in der die Kriegstrommeln immer lauter schlagen, zeigt die wachsende Distanz zwischen den USA und der EU sowie die strategische Bedeutung der Türkei, dass das Dreiecksverhältnis dieser Akteure noch lange ganz oben auf der politischen Agenda stehen wird.


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Harte Winde auf der Achse USA–Europa: Die neue Strategie erschüttert das transatlantische Gleichgewicht

Die neue nationale Sicherheitsstrategie der USA hat in Europa für erhebliche Unruhe gesorgt.

9.12.2025 16:44:00

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